Pro7 präsentiert einen eindrucksvollen Jahresrückblick mit eindringlichen Bildern, der weitaus besser ist als das Jahr 2023 selbst.

Der Rückblick beginnt mit dem Ohrwurm des Jahres. Miley Cyrus’ Lied „Flowers“ wurde mittlerweile über eine Milliarde Mal auf Spotify gestreamt. Innerhalb einer Woche erreichte es bereits die Marke von 100 Millionen. Dies dürfte ihren Ex-Mann Liam Hemsworth wohl ärgern, denn das Lied ist schlicht eine Trennungshymne. Cyrus und ihr Ex hatten sich nach zehn Jahren Ehe in einem tumultartigen Rosenkrieg getrennt. In „Flowers“ hat Cyrus mehrere Hinweise versteckt, die eindeutig auf die zerrüttete Ehe hinweisen.

Cyrus ist ein singender Rachefeldzug gelungen: Erstens wurde das Lied ausgerechnet am 13. Januar veröffentlicht, dem Geburtstag von Hemsworth. Zweitens spricht es von einem gemeinsamen Schicksalsschlag – das gemeinsame Haus in Kalifornien brannte 2018 nieder. Und drittens wurde auf ihrer Hochzeit das Lied „When I was your man“ von Bruno Mars gespielt. Teile dieses Textes finden sich auch in „Flowers“. In dieser Hinsicht ist das Werk eine meisterhafte Abrechnung.

Trump kassiert mit einem Polizeifoto ab Kapital aus einer Krise schlägt auch der einst wichtigste Mann der USA. Am 24. August muss der ehemalige US-Präsident Donald Trump im Gefängnis in Georgia erscheinen, weil er eines Wahlbetruges beschuldigt wird. Bei vermeintlichen Straftaten wird in den USA ein obligatorisches Foto angefertigt. Das Bild zeigt Trump, wie er mit grimmigem Blick in die Kamera schaut. Nach 20 Minuten ist Trump wieder draußen und postet das Foto.

Prompt wird das Bild zum Merchandising-Hit auf T-Shirts und Tassen. Der 77-Jährige streicht sieben Milliarden US-Dollar ein. Das Geld fließt wohl in seinen Wahlkampf für seine Wiederwahl. Das sind nur zwei von 50 ikonischen Bildern, mit denen Aiman Abdallah in „Galileo Big Pictures“ Monat für Monat auf die vergangenen 365 Tage zurückblickt. Jedes Bild ist eine interessante, gut aufbereitete Geschichte.

512 Tage in einer Höhle – freiwillig Eine dieser verblüffenden Geschichten handelt von Beatriz Flamini. Sie lebte 512 Tage in Spanien in einer Höhle. Sie hatte kein Telefon und keine Uhr. Ihre Einsiedelei ist eine Versuchsanordnung. Die Spanierin wollte herausfinden, wie sich die Psyche verändert, wenn man tagelang ohne Sonnenlicht in Abgeschiedenheit lebt. „Ich habe gemalt, geschrieben, gestrickt“, erklärt sie. Als man sie am 13. April aus der Höhle holt, findet sie das gar nicht gut. „Ich wollte gar nicht raus, als sie mich geholt haben“, klagt sie. Ihr größtes Problem war die neuerliche Orientierung im echten Leben.

„Der starke Zusammenhalt hat sie überleben lassen.“

In unfreiwilliger Abgeschiedenheit landeten im Mai vier Kinder zwischen 13 Jahren und elf Monaten. Weil sich Unruhen im Dschungel von Kolumbien einstellten, beschloss die Mutter einer indigenen Familie mit einem Kleinflugzeug nach Bogota zu fliegen. Das Flugzeug stürzte ab, die Mutter, ein weiterer Passagier und der Pilot starben. 40 Tage irrten die Kinder alleine durch den Urwald. 160 Soldaten suchten nach ihnen, warfen Flugblätter ab, beschallten den Wald mit der Stimme ihrer Großmutter. Schließlich wurden Sie gefunden und konnten den Vater umarmen. Ein Soldat sagt: „Sie waren glücklich und fröhlich. Der starke Zusammenhalt hat sie überleben lassen.“

Barbie und der Bundeskanzler mit Augenklappe

Der gut gemachte Rückblick zeigt alle Facetten des Jahres. Neben düsteren Kriegen und Umweltkatastrophen setzt er vor allem aber auf heitere und ungewöhnliche Themen. Der Barbie-Film spielt 1,4 Milliarden Euro ein. Ein australisches Unternehmen kreiert künstliches Fleisch aus Mammut-Protein. In Indien werden künstliche Elefanten erfunden, die die Quälerei der Dickhäuter bei Tempelfeierlichkeiten beenden sollen. In Charkiw richten sie Grundschulräume in U-Bahn-Schächten ein, um für Kinder in Kriegszeiten etwas Normalität zu schaffen. Zwei Wein-Tanks platzen und durch ein portugiesisches Dorf fließen zwei Millionen Liter Rotwein. Bundeskanzler Scholz geht durchs Netz, weil er nach seinem Jogging-Unfall eine Augenklappe trägt. Und die deutschen Basketballer holen den WM-Titel und landen einen historischen Erfolg.

Falsches Bild bringt 2800 Euro

Eine raffinierte Taktik gelang auch der Jura-Studentin Dani Emmanoulidis. Die 26-Jährige malte ein Porträt einer jungen Frau mit Migrationshintergrund und platzierte es unauffällig in einer Ausstellung über Einwanderung in der Bonner Bundeskunsthalle. Dort blieb es 38 Tage unbemerkt. Erst beim Abbau der Ausstellung bemerkten die Mitarbeiter das fremde Kunstwerk und starteten eine Suche nach der Künstlerin. Emmanoulidis meldete sich daraufhin. Sie erklärte, das Bild unter ihrem Pullover in die Ausstellung geschmuggelt zu haben und das Thema Integration in ihren Kunstwerken zu reflektieren. Bei einer nachfolgenden Aktion wurde ihr Werk für 2800 Euro versteigert, wobei der Erlös einem sozialen Zweck zugutekam. Dies ist zweifellos “das Bild des Jahres” im wahrsten Sinne des Wortes.

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